Sport Podcast Academy

Was macht einen guten Sportpodcast aus?

Written by Ruth Fitzsimons | Apr 11, 2024 11:59:34 PM

Frage 100 Fans, was ihren Lieblingspodcast ausmacht, und du wirst 100 verschiedene Antworten erhalten. Die Frage, was einen guten Sportpodcast auszeichnet, ist schwer zu beantworten. Was der eine an einem Podcast besonders attraktiv findet, lässt den anderen kalt, stößt vielleicht sogar auf seine Abneigung.

Es scheint, dass gute Podcasts keinen Regeln folgen. Und tatsächlich: Beliebte Audioproduktionen folgen keinem Erfolgsrezept, das es schlicht nicht gibt. Dafür überzeugen sie durch die Kreativität ihrer Macher. Hören wir jedoch in einige der erfolgreichsten Sportpodcasts auf dem Markt hinein, entdecken wir durchaus Gemeinsamkeiten.

Sechs Merkmale guter Sportpodcasts

Leidenschaft – Authentizität – Intimität – Community – Originalität – Tiefe

Nicht jeder Podcast enthält alle Merkmale, aber es sind mindestens zwei, die ihn für Hörer attraktiv machen. Auf die allerwichtigsten von ihnen – Leidenschaft und Authentizität – hatten wir bereits im ersten Blogbeitrag kurz hingewiesen.

1. LEIDENSCHAFT

Tiefe emotionale Hingabe ist Sport und Podcasting gemeinsam. Sport wäre nichts ohne die Begeisterungsstürme der Zuschauer, aber auch ohne den tiefen Schmerz, wenn der Lieblingsathlet oder -verein eine Niederlage erleiden.

Podcasts können diese Emotionen intensiver als Bilder vermitteln. Was zum Beispiel wäre eine Fußballübertragung im TV ohne Ton? Aber eine Radioreportage aus dem Hamburger Volksparkstadion braucht keine Bilder. Sprache und Geräusche gehen unmittelbar in Hirn und Herz.

Unsere Lieblingssportkommentatoren sind daher auch keine Buchhalter und Erbsenzähler. Es sind Typen mit Ecken und Kanten, die Fachverstand mit Emotionalität und Meinungsstärke kombinieren – Menschen, die sich fühlbar mit Sport identifizieren. Podcasting kann diese Emotionen einfangen und verstärken. Es bringt Sportler und Kommentatoren so nah zu den Fans wie nur noch das Radio – ohne jedoch an die Zwänge des linearen Mediums gebunden zu sein.

2. AUTHENTIZITÄT

Gerade bei Sportpodcasts ist die Beziehung zwischen dem Gastgeber einerseits und dem Publikum andererseits wichtig. Hörer möchten, dass er mit dem Herzen bei der Sache ist. Sie erkennen schnell, wenn die Begeisterung des Moderators nur gespielt und nicht echt ist. So sieht es auch der Produzent des Erfolgspodcasts “Things People Do” mit dem englischen Rugby-Star Joe Marler, Tom Fordyce. Er hält die offene Persönlichkeit des Moderators entscheidend für den Erfolg der Sendung.

"Der Star muss glaubwürdig und wirklich warmherzig sein. Das kann man auf Sendung nicht vortäuschen. Da Joe sehr offen über seine Probleme mit seiner psychischen Gesundheit gesprochen hat, bekommen wir wirklich eindrucksvolle Nachrichten von Zuhörern, die selbst eine schwierige Zeit durchgemacht haben. Sie haben das Gefühl, in einem sicheren Raum zu

sein mit einem Menschen, der ähnliche Erfahrungen gemacht hat. Das schafft eine tiefere Ebene der Verbundenheit."

3. INTIMITÄT

So hilft Authentizität, Intimität herzustellen, die ein weiterer Faktor für einen erfolgreichen Sportpodcast sein kann. Podcasts sind von Natur aus ein eher intimes Medium. Sie werden oft allein gehört, sodass Gastgeber und Hörer unter sich zu seinen scheinen. Verstärkt wird dieser Eindruck, wenn der Hörer Kopfhörer nutzt, die ihn von äußeren Ablenkungen abschirmen.

4. COMMUNITY

Hörer und Gastgeber in intimer Runde: Das schafft Bindung an deinen Podcast. Sie wird noch stärker, wenn der Hörer sich als Teil einer engagierten Gemeinschaft fühlen darf. Diese Community kann verschiedene Formen annehmen.

Die Spannweite reicht von privaten Facebook-Gruppen über halböffentliche Telegramm-Kanäle bis hin zu kostenpflichtigen, ausschließlich vom Podcastproduzenten verantworteten Premiuminhalten. Gemeinschaft können aber auch Veranstaltungen schaffen, bei denen der Podcast vor Publikum live übertragen oder aufgezeichnet wird. Wie immer Gemeinschaft hergestellt wird: Sie schafft Loyalität und verringert die Wahrscheinlichkeit, dass ein Hörer zu anderen Sendungen oder Medien abwandert.

Der Aufbau eines Podcast-Publikums braucht Zeit und Geduld. Dabei ist die Pflege der vorhandenen Hörerschaft genauso wichtig wie die Gewinnung neuer Hörer. Sie alle schweißt das gemeinsame Interesse, ja die Leidenschaft für Sport zusammen.

5. ORIGINALITÄT

Die Zahl der Sportpodcasts wächst und damit die Konkurrenz. Das muss engagierte Podcaster nicht entmutigen. Im Gegenteil: Die Zahl der Sportpodcasthörer wächst. Erfolg aber haben auf Dauer vor allem die Podcasts, die einen besonderen Blickwinkel auf den Sport einnehmen oder ein besonderes Merkmal aufweisen. Das kann der eigene Verein sein, aber auch eine besondere Geschichte, zum Beispiel über das Fußball-Sommermärchen 2006.

Sucht also eure Nische. Sucht, was euren Podcast einzigartig macht! Ein Thema oder einen Blickwinkel eines anderen Podcasts einfach nur zu duplizieren, lohnt selten.

 

6. TIEFE

Podcasts fesseln. Die Zahl der Hörer, die einer Folge bis zum Ende folgen(“Durchhörrate”) liegt deutlich höher als der Anteil der Zuschauer, die bei einem YouTube-Video, einer Streamingfolge oder beim linearen TV bis zum Ende durchhalten. Dabei erreichen selbst einstündige und damit vergleichsweise lange Podcasts eine Durchhörrate von 70-80%.

Offenbar schaffen es Podcasts besser als Videoproduktionen, die Aufmerksamkeit des Publikums zu halten. So können die Sendungen mehr Details und Informationen bieten, wie Richard Moore von “The Cycling Podcast” [Not found on Sport Social, therefore no link set] erklärt:

"Wenn man aus dem Printbereich kommt, kann man beim Schreiben für eine Zeitung oder ein Magazin sehr eingeschränkt sein. Die Tiefe, die man [beim Podcasting] erreichen kann, ist ein großer Vorteil. Man kann wirklich in die Details gehen. Es ist die Tiefe, die den Podcast in mancher Hinsicht dem Printmedium überlegen macht.

Genau diese Tiefe wird vom Hörer oft gewünscht. Schließlich hat er sich die Mühe gemacht, spezielle Inhalte zu seinem Club, seinem Sport oder seinem Lieblingsathleten zu finden. Zu Recht darf er mehr Inhalt als in anderen Medien erwarten.

Auf diese Weise können Podcasts die Sportberichterstattung der traditionellen Medien Radio und TV ergänzen. Denn dass ein wöchentlicher Podcast jemals die Liveberichterstattung von einem Fußballspiel oder die Zusammenfassung eines Tennismatches ersetzen wird, ist unwahrscheinlich. Aber die ausführliche und dazu unterhaltsame Analyse leistet der Podcast so gut wie kaum ein anderes Medium.

Fazit

Die Konzentration auf die sechs Hauptmerkmale guter Podcasts ist keine Garantie für euren Erfolg, aber eine wichtige Voraussetzung. Stellt sicher, dass euer Podcast mindestens zwei, besser drei der Merkmale befolgt. So könnt ihr Mehrwert für euer Publikum schaffen und es an euch binden.